Full text: Rechtliche Ausgestaltung des Genossenschaftswesens in Liechtenstein

Genossenschaftswesen Liechtenstein 
4 Regelungsgrundlage im Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) 
4.1 Allgemeines 
Das Genossenschaftswesen ist im Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) in den Bestimmungen der 
Art 428—495 geregelt. Diese gliedern sich in folgende sechs Kapitel: 
- A. Im Allgemeinen (Art 428) 
- B. Entstehung (Art 429-435) 
- C. Mitgliedschaft (Art 436—470) 
- D. Organisation (Art 471—478) 
- E. Verwendung des Vermógens einer liquidierten Genossenschaft (Art 479—481) 
- F. Umwandlung und Fusion (Art 482) 
- G. Kleine Genossenschaften (Art 483—495) 
4.2 Entstehungsgeschichte 
Das Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) entstand nach den Wirren des 1. Weltkriegs im Kontext 
der Kündigung des Zollvertrags mit Österreich und der Hinwendung Liechtensteins zur Schweiz. 
Nachdem seit 1812 das österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) in Liechtenstein 
in Kraft war, sollte nunmehr in Anlehnung an das modernere schweizerische Zivilgesetzbuch (ZGB) 
aus dem Jahr 1912 ein Liechtensteinisches Zivilgesetzbuch geschaffen werden.^ Dieses sollte fünf Ab- 
teilungen umfassen (Sachenrecht, Obligationenrecht, Personen- und Gesellschaftsrecht, Familienrecht 
und Erbrecht)?. Das Sachenrecht war der erste realisierte Teil, der vom Landtag 1922 verabschiedet 
wurde.‘ 
Anschliessend folgte das Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) aus dem Jahr 1925. Dieses wurde 
angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation Liechtensteins nach dem 1. Weltkrieg dem Obli- 
gationenrecht vorgezogen, um Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. So führte der Mitautor des 
PGR, Wilhelm Beck, bei den Beratungen des PGR im Landtag an: “Die grosse Arbeit soll dem Lande 
Vorteile bringen. Wenn wir unseren Leuten die Steuern erleichtern wollen, müssen wir neue Einkom- 
mensquellen für den Staat schaffen." 
  
43 Sh zu dieser Zeit ausführlich: Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten in Liechtenstein 1914 bis 1926 (2014). 
^* Zur ganzen Entwicklung detailliert: Berger, Rezeption im liechtensteinischen Privatrecht unter besonderer Berücksichtigung 
des ABGB (2011), 53 ff, sowie Bósch, Liechtensteinisches Stiftungsrecht (2005) 16 ff. 
55 Berger, Rezeption 53. 
^5 L GBI 1923/4. Der Entwurf dazu stammte vom Mitschópfer des PGR, Emil Beck, sh Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten 221. 
^! Die Materialien zum PGR aus den Jahren 1925 bis 1928, Teil III: Landtagsprotokoll zum 4. und 5. November 1925 (Auszug), 
in Jus & News 2/2007, 259. 
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